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Die Credit Suisse verzeichnet für das Geschäftsjahr 2015 riesige Verluste – der Aktienkurs bricht ein

Donnerstag, 04.02.2016

Die zweitgrösste Schweizer Bank weist für das vierte Quartal 2015 einen Verlust von 5,8 Milliarden Franken und für das Gesamtjahr ein Minus von 2,9 Milliarden Franken aus. Um Kosten zu sparen, will die Credit Suisse rund 5‘000 Stellen streichen.

Die Credit Suisse Group weist für das vierte Quartal 2015 einen Netto-Verlust von 5,828 Milliarden Franken aus; für das Gesamtjahr 2015 beträgt der Netto-Verlust 2,944 Milliarden Franken. Im Geschäftsjahr 2014 hatte die Grossbank noch 1,875 Milliarden Franken verdient. Für das vierte Quartal hatten Analysten mit rund 4 Milliarden Franken Netto-Verlust gerechnet. Auch bereinigt um zahlreiche Sonderpositionen weist die Credit Suisse noch einen Verlust von rund 400 Millionen Franken aus. Analysten hingegen hatten auf einen Gewinn spekuliert. Entsprechend enttäuscht zeigten sich auch die Anleger: Die Aktie der Credit Suisse verlor am Donnerstag beinahe 11% an Wert und lag zeitweise weit unter dem bisherigen Mehrjahrestiefstkurs von 16 Franken im Sommer 2012.

Altlasten reissen ein grosses Loch

Zu den grössten Verlustbringern der Grossbank zählen Altlasten mit entsprechenden Wertberichtigungen. Dazu gehören Goodwill-Positionen von 6,2 Milliarden Franken im Investment Banking. Für die Übernahme der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette im Jahr 2000 etwa fielen Goodwill-Wertberichtigungen in Höhe von 3,8 Milliarden Franken an. Hinzu kommen 355 Millionen Franken Restrukturierungskosten, ebenso wie 564 Millionen Franken Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten oder Kosten für die Reduzierung von aufgeschobenen Kompensationsansprüchen.

Neue Strategie soll die Bank wieder auf Kurs bringen

Tidjane Thiam, neuer Chief Executive Officer der Credit Suisse, gibt sich indes optimistisch. So habe man seit dem 21. Oktober 2015 die neue Strategie diszipliniert umgesetzt, einschliesslich einer neuen Organisationsstruktur und der Durchführung einer Kapitalerhöhung. Die neuen geografischen Divisionen verzeichneten ein gutes Jahr mit profitablem Wachstum. APAC, die Swiss Universal Bank und das Private Banking der Division IWM hätten den bereinigten Vorsteuergewinn gegenüber dem vierten Quartal 2014 jeweils um 21%, 25% bzw. 4% steigern können. Die Divisionen APAC und Swiss Universal Bank hätten im Gesamtjahr 2015 hohe Netto-Neugeldzuflüsse von 17,8 Milliarden Franken bzw. von 13,8 Milliarden Franken erzielt, mit anhaltenden positiven Netto-Neugeldzuflüssen von 3,0 Milliarden bzw. von 1,3 Milliarden Franken im vierten Quartal 2015.

Analysten beurteilen Wachstum im Wealth Management kritisch

Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sehen dies etwas differenzierter; gerade im Private Banking habe man den Konsens um 25% verfehlt. Sowohl das Private Banking-Teilsegment als auch das Asset Management hätten beide deutlich schlechter als erwartet abgeschlossen.

Für die ZKB ist der Investment-Case der Credit Suisse besonders vom zukünftigen Ertragswachstum abhängig. Um nur schon in die Richtung der angestrebten Ziele zu kommen, benötige die Credit Suisse den Rückenwind der Märkte. Momentan aber blase ihr an allen Fronten ein rauer Wind entgegen. Für die ZKB ist entscheidend, dass die Credit Suisse auch im Wealth Management, wo die Bank ihr grösstes Wachstumspotenzial sieht, momentan nicht vom Fleck kommt.

Streichung Tausender von Stellen soll helfen Kosten sparen

Um Kosten zu sparen, will die Credit Suisse die Fixkosten um jährlich 500 Millionen Franken senken. So will sie etwa bis 2018 rund 5‘000 Stellen streichen. Bereits im vergangenen Oktober kündigte CS-Chef Thiam an, man streiche 1600 Jobs in der Schweiz und 1800 in London, insgesamt also 3‘400 Stellen. Der bereits laufende Schrumpfungsprozess dürfte sich also weiter akzentuieren.

Für die Analysten der ZKB ist es im ersten Quartal nach der Restrukturierungsankündigung jedoch noch zu früh, um Fortschritte auszumachen. In Bezug auf den Umbau werde das ganze laufende Jahr äusserst herausfordernd und kostspielig.

Analysten fürchten zusätzliche Abschreibungen

Die ZKB sieht bei der Credit Suisse zudem Risiken in hohen zusätzlichen Abschreibungen für Rechtsrisiken sowie vor möglichen steigenden Kreditrisikokosten, insbesondere bei Ausleihungen im Ölsektor. Die Credit Suisse selber beziffert die Exponierung auf 9,1 Milliarden Franken, was dem Analysten zufolge 28% des Kernkapitals (Tier 1) entspricht.

Auch die Eigenkapitalbasis wird neu hinterfragt. Diese hat sich im Zuge der Kapitalerhöhung zwar verbessert. Allerdings deutlich weniger stark als angenommen, wie etwa Analysten der Bank Vontobel bemängeln. Sie sehen bei der vorläufig mit 12.2% angegebenen Kernkapitalquote (Tier 1) noch immer einen Rückstand zu jener der UBS in Höhe von 14.5%.

Die ZKB-Analysten erachten die CS-Aktie derzeit für günstig bewertet, zumal sie das Risiko einer weiteren Underprformance gegenüber dem Index als beschränkt ansehen. Der Ergebnis-Ausweis fürs vierte Quartal 2015 stimmt sie jedoch nicht positiver.

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