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Die Credit Suisse plant einen Umbau von Geschäft und Organisation

Mittwoch, 21.10.2015

Die Credit Suisse will sich strategisch, strukturell und organisatorisch neu ausrichten. Dazu gab sie ein umfassendes Massnahmenpaket bekannt. Ziel ist, die Kosten massiv zu senken und die ab 2019 geltenden Kapitalisierungsbestimmungen zu erfüllen.

Die Credit Suisse gab heute grundlegende Änderungen ihrer Ausrichtung bekannt. Wie Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse, erklärte, hätten Tidjane Thiam, seit Juli 2015 CEO der Bank, und die Geschäftsleitungsmitglieder angesichts der Veränderungen in der Bankenbranche eine vertiefte Analyse der Gruppe durchgeführt und in enger Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat eine detaillierte Prüfung der Strategie vorgenommen. Die neue Strategie und ein umfassendes Massnahmenpaket, die von Tidjane Thiam und den Geschäftsleitungsmitgliedern vorgeschlagen worden seien, um eine strategische, strukturelle und organisatorische Neuausrichtung der Credit Suisse umzusetzen, habe der Verwaltungsrat am Vortag einstimmig abgesegnet.

Die Strategie der Credit Suisse konzentriert sich neu auf drei Ziele

Die Universalbank Schweiz soll ausgebaut und die Credit Suisse sich künftig erfolgreich in ihrem Heimmarkt positionieren. Dabei will sich sich «zur bevorzugten Bank von Privatkunden, Firmenkunden und institutionellen Kunden in der Schweiz» entwickeln. Eine effiziente, integrierte Bankplattform und ein geplanter Börsengang sollen der Credit Suisse zudem die Möglichkeit bieten, von der Branchenkonsolidierung in ihrem Heimmarkt zu profitieren.

Das Private-Banking sowie das Vermögensverwaltungsangebot in den attraktiven Märkten Asiens, Osteuropas, des Nahen Ostens, Lateinamerikas und Afrikas sollen ausgebaut werden. Die Bank will ihr Wachstum in der Region Asien-Pazifik beschleunigen und dazu mit einer spezialisierten, integrierten Division APAC mehr Kapital für die Betreuung von vermögenden Unternehmerinnen und Unternehmern dieser Region zur Verfügung stellen. In anderen Schwellenländern wird die neue Division International Wealth Management das erfolgreiche Modell einer «Bank für Unternehmer» von APAC übernehmen.

Das Investment Banking soll durch eine Ausrichtung auf diejenigen Kompetenzen, die den Bedürfnissen der Vermögensverwaltungskunden am besten entsprechen, redimensioniert werden. Dadurch soll sich die Profitabilität erhöhen, der Kapitalbedarf sinken und die Ertragsvolatilität sich verringern.

Kapitalbasis soll gestärkt werden

Zur Umsetzung dieser Strategie ist eine starke Kapitalbasis absolut unerlässlich. In den letzten Jahren war die Credit Suisse in ihrer strategischen Flexibilität und in ihrer Fähigkeit eingeschränkt, die notwendigen Restrukturierungsmassnahmen umzusetzen sowie Kapital und gute Renditen für ihre Aktionäre zu generieren, wie die Bank schreibt.

Die neue, starke Kapitalbasis, die sich aus den beantragten Platzierungen und dem Angebot von Bezugsrechten ergibt, sowie die heute bekannt gegebenen zahlreichen Managementmassnahmen dürften es der Credit Suisse ermöglichen, die infolge der regulatorischen Änderungen erwarteten verschärften Kapitalanforderungen einzuhalten und in einem ungewissen internationalen Umfeld zu bestehen, ist die Bank überzeugt.

Struktur soll vereinfacht werden

Zur Umsetzung der Strategie wird die Credit Suisse ihre Organisationsstruktur vereinfachen. Bisher stellte sie eine Matrix mit zwei Geschäftsdivisionen, jede mit Co-Leitern, und vier Regionen dar. Mit der Restrukturierung der Gruppe werden drei neue, regional ausgerichtete Divisionen geschaffen: Schweiz, APAC und International Wealth Management, das auf Westeuropa, Zentral- und Osteuropa sowie Lateinamerika und Afrika ausgerichtet ist.

Organisation soll dezentralisiert werden

Zwei weitere Divisionen – Global Markets und Investment Banking and Capital Markets (IBCM) – werden diese regionalen Geschäftsbereiche unterstützen. Die beiden Divisionen werden von verschiedenen speziellen Funktionsbereichen auf der Ebene Group Executive Board unterstützt. So gibt es die neue Funktion eines Chief Operating Officer, dessen Aufgabe es ist, die Umwandlung der Credit Suisse in eine dezentralere Organisation voranzutreiben, und die neue Funktion eines Chief Compliance and Regulatory Affairs Officer, der unsere strategischen und immer wichtigeren Beziehungen zu den Regulatoren weltweit koordiniert.

Geschäftsbereiche erhalten mehr Verantwortung und Kontrolle über ihre Kosten

Die neue Organisationsstruktur wird einfacher und erhält mit der Abschaffung der Co-Leiter-Positionen klarere Berichtslinien. Sie berücksichtigt die Bedürfnisse unserer Kunden und bringt die Geschäftsbereiche näher zum Markt. Da die Gruppenfunktionen enger mit dem Tagesgeschäft der Divisionen abgestimmt sind, tragen die Geschäftsbereiche mehr Verantwortung und haben die Kontrolle über ihre Kosten. Diese Form und flachere Hierarchien begünstigen eine direktere Entscheidungsfindung sowie weitere Effizienzverbesserungen.

Gleichzeitig ermöglichen eine Stärkung der zentralen Gruppenfunktionen, namentlich Risk und Compliance, sowie ein transparenterer Informationsfluss die laufende Kontrolle über dieses dezentralere Modell.

Kapital für Investment-Banking-Aktivitäten wird reduziert

Zur Umsetzung der neuen Strategie sieht die Credit Suisse ein umfassendes Bündel von Managementmassnahmen vor. So soll ein Programm die Kapitalallokationen an die Investment-Banking-Aktivitäten senken, insbesondere durch einen umfassenden Abbau des Makro-Geschäfts (um 72% bei den risikogewichteten Aktiven und um 79% beim Leverage Exposure zwischen dem zweiten Quartal 2015 und dem Ende des laufenden Jahres) und eine Optimierung seines Prime-Geschäfts (um 50% bei den risikogewichteten Aktiven und um 25% beim Leverage Exposure innerhalb desselben Zeitraums).

Bis 2018 sollen 3.5 Milliarden Franken eingespart werden

Die Credit Suisse strebt eine materielle Verbesserung der Gewinnschwelle (Break-even-Punkt) in Form von Bruttokosteneinsparungen in Höhe von 3,5 Milliarden Franken bis 2018 an. Zu diesem Zweck sollen die Mid- und Back-Office-Plattformen vereinfacht und die Präsenz der Bank in London redimensioniert werden.

Auch das Corporate-Center ist betroffen

Da die Credit Suisse ihre Präsenz zunehmend straffen und sich auf profitables Wachstum konzentrieren will, werden die Dienstleistungsmodelle in Westeuropa angepasst. Dies könnte in den kommenden drei Jahren alleine in der Schweiz zu einem Abbau von rund 1600 Stellen führen.

Zusammenarbeit mit Wells Fargo wird vertieft

In den USA ist das inländische Private-Banking-Geschäft zudem nicht so aufgestellt, dass es ohne signifikante Investitionen oder Übernahmen vom Umfang her mit den Mitbewerbern konkurrieren könnte. Dies bedeutet, dass das betreffende Geschäft den Profitabilitätskriterien der Credit Suisse nicht entspricht und daher im Vergleich zu den Alternativen keine optimalen Renditen für die Aktionäre erwirtschaftet. Die Bank hat daher beschlossen, das Private-Banking-Brokergeschäftsmodell auszulagern und die Kompetenzen im Investment Banking und in der Vermögensverwaltung für die US-amerikanischen UHNW-Kunden besser einzusetzen.

Sie hat eine exklusive Rekrutierungsvereinbarung unterzeichnet, um den Kundenberatern und ihren Kunden im inländischen Private-Banking-Geschäft in den USA anfangs 2016 einen Wechsel zu Wells Fargo zu ermöglichen. Zudem haben die Credit Suisse und Wells Fargo vor, ihre gegenseitigen Beziehungen auszuweiten und dem Vertriebsnetz von Wells Fargo weitere Investment Banking- und Vermögensverwaltungsprodukte der Credit Suisse zur Verfügung zu stellen.

Klar definierte Ziele sollen Überprüfung der Fortschritte erleichtern

Um die Fortschritte bei der Umsetzung ihrer Strategie zu überprüfen, hat sich die Gruppe die nachstehenden Ziele gesetzt:

  • Steigerung des Vorsteuergewinns in der APAC Division auf mehr als das Doppelte, d. h. von 0,9 Milliarden Franken im Jahr 2014 auf 2,1 Milliarden Franken im Jahr 2018
  • Steigerung des Vorsteuergewinns in der International Wealth Management Division von 1,3 Milliarden Franken im Jahr 2014 auf 2,1 Milliarden Franken im Jahr 2018
  • Steigerung des Vorsteuergewinns der Division Universalbank Schweiz von 1,6 Milliarden Franken im Jahr 2014 auf 2,3 Milliarden Franken im Jahr 2018
  • Senkung der Kostenbasis um 2 Milliarden Franken bis 2018 auf 18,5 bis 19 Milliarden Franken
  • Abbau der risikogewichteten Aktiven der strategischen Restrukturierungseinheit RSU (mit Ausnahme des operativen Risikos) von 40 Milliarden Franken per Ende 2015 auf 12 Milliarden Franken per Ende 2018
  • Stabilisierung der risikogewichteten Aktiven in der Global Markets Division bei rund 83-85 Milliarden US-Dollar per Ende 2015 bis Ende 2018
  • Abbau des Leverage Exposure in der Global Markets Division von 380 Milliarden Dollar per Ende 2015 auf rund 370 Milliarden Dollar per Ende 2018
  • Generierung von 23-25 Milliarden Franken an freiem Betriebskapital bis im Jahr 2020 sowie Ausschüttung von mindestens 40% dieser Mittel im genannten Zeitraum in Form von Dividenden an die Aktionäre

Neue Kapitalanforderungen stehen im Fokus

Mit der verkündeten Kapitalerhöhung erreicht die Credit Suisse eine Quote des harten Kernkapitals (CET1) auf Look-through-Basis pro forma von 12,2% und eine Leverage Ratio auf Look-through-Basis für das harte Kernkapital (CET1) pro forma von 3,6% auf der Grundlage der Ziele für das Jahresende 2015.

Im Verlauf der nächsten drei Jahre will die Bank das Wachstum in den Divisionen Asia Pacific und International Wealth Management im Rahmen eines disziplinierteren Kapitalallokationsverfahrens durch frei werdende Mittel aus der SRU finanzieren, so dass sie eine Quote des harten Kernkapitals (CET1) von über 12–13 % und eine Leverage Ratio von über 3,5% erreicht.

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