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Die Altersleistungen der Pensionskassen sind 2015 erstmals gesunken

Dienstag, 24.11.2015

Schweizer Pensionskassen reagieren zunehmend auf die sinkenden Anlagerenditen und die steigende Lebenserwartung. Das hat Folgen für die Altersleistungen. Blieben diese in den letzten Jahren unverändert, sind sie 2015 im Schnitt erstmals gesunken.

Mit dem Ziel, die Vorsorgepläne und die daraus resultierenden Leistungen zu vergleichen, hat Towers Watson auch dieses Jahr wieder die SLI Benchmarking Studie durchgeführt. Sie analysiert die Hauptmerkmale der schweizerischen Vorsorgepläne der im Swiss Leader Index (SLI) zusammengefassten Unternehmen und vergleicht die effektive Höhe der Leistungen.

Umwandlungs- und Zinssätze sinken

Im Vergleich zu den vorhergehenden SLI Benchmarking Studien sind die Umwandlungssätze und die technischen Zinssätze inzwischen tiefer. Damit reagieren die Pensionskassen auf die sinkenden Anlagerenditen und die steigende Lebenserwartung. So betrug der durchschnittliche Umwandlungssatz aller untersuchten Unternehmen 2015 noch 6.05% bei Pensionierung im Alter 65. Mit 6.32% lag der Satz in der letzten Studie 2013 noch deutlich höher.

Umwandlungssatz liegt bei 95% der Gesellschaften weit unter 6.80%

Immer mehr Unternehmen nehmen in Kauf, dass der Umwandlungssatz für das obligatorische Altersguthaben von 6.80% und der Satz für das Überobligatorium weit voneinander abweichen. So liegt der reglementarisch vorgesehene, finale Umwandlungssatz bei 95% der Gesellschaften teilweise markant unter 6.80%.

Technische Zinssätze variieren zwischen 2.00% und 3.75%

Auch bei den technischen Zinssätzen, mit denen als Diskontsatz die zukünftig zu erwartenden Rentenzahlungen in der Jahresrechnung bewertet werden, ist von einer Senkung auszugehen. Sie variieren zurzeit zwischen 2.00% und 3.75%; der Durchschnittswert liegt knapp unter 3.00%.

Der seit dem 30. September 2015 gültige technische Referenzzinssatz wurde bei 2.75% festgelegt, so dass bei fast 60% der Kassen von Anpassungen auszugehen ist. Die Senkung des Referenzzinssatzes könnte eine Reduktion des Deckungsgrads bewirken, sofern nicht die erwirtschafteten Renditen auf dem Vermögen Gegensteuer geben.

Die Renten sind 2015 erstmals gesunken

Zeigten sich die Altersleistungen bei den Untersuchungen zwischen 2011 und 2013 trotz sinkender Umwandlungsätze relativ stabil, setzt sich dieser Trend nicht fort. 2015 haben sich die durchschnittlichen Leistungen erstmals verschlechtert und liegen auf einem um rund 3% tieferen Niveau. «Wir gehen davon aus, dass ein Umdenken stattfindet. Tiefere Leistungen aufgrund einer Senkung der Umwandlungssätze werden in Kauf genommen und nicht mehr zwangsläufig mittels höherer Beiträge kompensiert», kommentiert Peter Zanella, Head of Retirement Solutions bei Towers Watson, diese Entwicklung.

Vorsorgelösungen fallen sehr unterschiedlich aus

Erfreulicherweise konnten viele Pensionskassen im letzten Jahr aufgrund der allgemein guten Renditen und der verbesserten finanziellen Lage eine über dem BVG-Minimum liegende Verzinsung gewähren. Während der BVG-Mindestzins 2014 1.75% betrug, erhielten die aktiven Versicherten im gleichen Jahr im Durchschnitt 2.66% auf ihrem Altersguthaben gutgeschrieben. Die Spannweite der Werte zwischen 1.25% und 5.50% zeigt jedoch, wie unterschiedlich die einzelnen Vorsorgelösungen in der Praxis aufgestellt sind. 

Unternehmen offerieren unterschiedlich gute Vorsorgeleistungen

Bei der Wahl des Arbeitgebers sollten auch die Vorsorgeleistungen beachtet werden, denn wie die Studie zeigt, sind bei den untersuchten Unternehmen grosse Unterschiede auszumachen. Die Rentenleistung eines heute 25-jährigen Arbeitnehmers würde bei der Firma mit dem besten Vorsorgeplan rund 2.2 Mal höher ausfallen als das vorgeschriebene BVG Minimum, beim Unternehmen mit dem schlechtesten Vorsorgeplan bekommt er nur etwa 1.3 Mal mehr. Die Diskrepanz wird mit steigendem Alter, Einkommen und eingebrachter Freizügigkeitsleistung bei Eintritt in die Pensionskasse umso grösser.

Trend zur Flexibilisierung der Vorsorgepläne hält an

Von der Möglichkeit, die Pläne so zu gestalten, dass die versicherte Person zwischen maximal drei unterschiedlichen Arbeitnehmerbeitragssätzen wählen kann, machen zunehmend mehr Unternehmen Gebrauch. So stieg im Vergleich zur letzten Studie der Anteil um 4% auf 60% der an der Studie teilnehmenden Unternehmen. «Diese Flexibilität kann den Plan für die Versicherten attraktiver machen, weil sie ihre Beiträge an ihre persönliche Lebenssituation anpassen und entsprechend mehr oder weniger Altersleistungen erwerben können», erklärt Nathalie Munaretto, Studien-Co-Autorin und Consultant bei Towers Watson.

Leistungsabhängige Lohnbestandteile sind mehrheitlich versichert

Bei der Berechnung des versicherten Gehaltes gehen Unternehmen unterschiedlich vor. Während bei einigen nur das Grundgehalt einbezogen wird, berücksichtigen andere auch die leistungsabhängigen Vergütungen. Bei den in der Studie erfassten SLI-Unternehmen hat sich die grosse Mehrheit für die zweite Variante entschieden: mehr als 80% von ihnen berechnen das versicherte Gehalt inklusive der leistungsabhängigen Lohnbestandteile. Wobei es sein kann, dass Unternehmen den Bonus nur teilweise (z.B. 75% des Zielwertes) anrechnen.

Hintergrundinformationen zur Studie

Die Studie von Towers Watson untersuchte die Vorsorgepläne von 27 der 30 im Börsenindex SLI® (Swiss Leader Index) zusammengefassten Gesellschaften im Jahr 2015. Bereits 2009, 2011 und 2013 wurden die Pensionskassenleistungen der im SMI® resp. SLI® zusammengeführten Gesellschaften untersucht. Im Mittelpunkt der damaligen wie der neuen Analyse standen die Ausgestaltung der Vorsorgepläne der einzelnen Unternehmen sowie die daraus resultierenden Leistungen. Es wurden alle Vorsorgepläne der Firmen (Basis- und allfällige Zusatzpläne) für den Leistungsvergleich gesamthaft betrachtet, soweit sie Towers Watson zur Verfügung gestellt wurden.

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