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Der Sieg der links gerichteten Syriza in Griechenland erschütterte die Märkte vorübergehend

Montag, 26.01.2015

Der Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza bei der Parlamentswahl in Griechenland, das sich gegen weitere Sparmassnahmen der Troika wehrt, drückte die Börsen und den Euro vorerst nach unten. Der Euro sackte zum Dollar auf ein 11-Jahrestief.

Syriza-Chef Alexis Tsipras und sein Linksbündnis, das sich gegen den aufgezwungenen Sparkurs der Troika bzw. der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank EZB und des Internationalen Währungsfonds IMF richtet, haben die Parlamentswahl in Griechenland am vergangenen Sonntag gewonnen. Nach Auszählung von 99,9% der Stimmen lag Syriza bei 36,3% und 149 Mandaten im neuen Parlament. Für die Bildung einer Regierung sind 151 der 300 Parlamentssitze nötig.

Inzwischen ist es Tsipras offenbar bereits gelungen, eine Regierung zu bilden, wie Panos Kammenos, Chef der Unabhängigen Griechen, nach einem Gespräch mit dem Syriza-Chef am Montag gegenüber Medien bekannt gab. Die rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen haben sich nach eigenen Angaben mit der Linkspartei Syriza auf eine Koalitionsregierung geeinigt. Die Unabhängigen Griechen lagen bei 4,8% und 13 Mandaten. Eine Gemeinsamkeit beider Parteien sehen Beobachter im anti-Europakurs.

Trotz Euroschwäche erwarten Analysten kein anhaltendes Marktbeben

Der Euro sackte nach Bekanntwerden von Syriza’s Sieg auf ein 11-Jahrestief und die griechische sowie die asiatischen Börsen rutschten vorübergehend ab. Analysten gehen jedoch davon aus, dass dieses Resultat von den Finanzmärkten bereits grösstenteils vorweggenommen wurde, wie etwa die Credit Suisse erklärte. Alexis Tsipras habe zwar offen versprochen, die an das internationale Hilfspaket geknüpften Sparauflagen für Griechenland neu zu verhandeln. Eine erfolgreiche Verhandlung erfordere aber nicht nur Bewegungen auf einer Seite, sondern die Zustimmung von beiden Seiten.

Die Analysten der Credit Suisse gehen weiter davon aus, dass die im Wahlkampf gegebenen Versprechen bald einer wirtschaftlichen Realitätsprüfung unterzogen würden. Darüber hinaus sprächen sich die meisten Griechen für einen Verbleib in der Währungsunion aus. Auf dieser Basis dürften die Auswirkungen dieses Wahlausgangs auf die Finanzmärkte geringer ausfallen, als die Analysten dies noch vor wenigen Wochen angenommen hatten. Dies umso mehr, als dieses Ereignis von der quantitativen Lockerung (QE) der EZB und der Aufgabe des Euro-Franken-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank SNB in den Schatten gestellt worden sei. Die kurzfristige Volatilität auf den Finanzmärkten werde letztlich jedoch davon bestimmt, wie sich Alexis Tsipras weiter zur Politik äussere.

Chancen auf Einigung mit der Troika werden mit 95% beziffert

Dies entspricht auch den Einschätzungen von Euler Hermes Chefökonom Ludovic Subran. Euler Hermes gehört zur Versicherungsgruppe Allianz und bezeichnet sich als weltweiter Leader in der Kreditversicherung.

Laut Subran erscheint eine Einigung der griechischen Syriza mit der Troika und die Absenkung der Zinsen als wahrscheinlichstes Szenario. Die Chancen dafür sieht er bei 95%. Er rechnet auch nicht mit einem ‚Grexit‘, also dem Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone. Das wahrscheinlichste Szenario sei eine Absenkung der Zinsen auf EU und IMF Krediten auf 0% für einige Jahre. Damit würden die EU-Mitgliedsstaaten zwar auf Gewinne verzichten, aber keine Verluste erleiden – und die griechische Wirtschaft würde gleichsam entlastet.

Die griechische Wirtschaft erholt sich

Euler Hermes geht in Griechenland für 2015 deshalb weiterhin von einem leichten Wirtschaftswachstum um 1,4% aus, sowie von einem weiteren Zuwachs des Bruttoinlandprodukts um 1,8% für 2016. Gleichzeitig rechnen sie mit einem Rückgang der Insolvenzen um 4% 2015 und um 8% 2016. Die Finanzierungsmöglichkeiten sollten sich ebenfalls stetig verbessern, so die Meinung. Diese Erholung setze jedoch das Erzielen einer Einigung bis zum Sommer voraus, anderenfalls würde sich die weitere Erholung verzögern.

… und käme es doch zu einem ‚Grexit‘?

Das Szenario eines ‚Grexit‘ halten die Analysten von Euler Hermes derzeit für nicht sehr wahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, habe dies dramatische Folgen für die griechische Wirtschaft und auch die anderen EU-Mitgliedsstaaten. Der Handel würde zunächst fast vollständig zum Erliegen kommen; die Folgen in diesem Fall wären eine Rezession sowie ein um 15% schrumpfendes Bruttoinlandprodukt im Jahre 2015 und ein weiterer Einbruch des Wirtschaftswachstums um 10% 2016.

Insolvenzen würden bei Grexit um Eineinhalbfaches ansteigen

Gemäss Euler Hermes würden die Insolvenzen im Falle eines Grexit 2015 um 50% und 2016 um 30% ansteigen. Die Auswirkungen auf andere EU-Staaten wären aufgrund der geringeren Ansteckungsgefahr südeuropäischer Länder zwar wesentlich geringer als noch 2012, der politische und wirtschaftliche Schaden wäre jedoch gross, so der Tenor.

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