Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Der Schweizer Immobilienmarkt gerät 2015 ins Stocken

Mittwoch, 22.04.2015

Noch prognostizieren Experten eine substanzielle Nachfrage nach Wohnraum in der Schweiz. Eine schwache wirtschaftliche Entwicklung sowie die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative könnten das ändern. Bei Büro- und Geschäftsflächen zeichnet sich kaum Besserung ab.

Im Segment der teuren Eigentumswohnungen zeigen sich seit einiger Zeit Bremsspuren im Preiswachstum. Das werde sich vorerst nicht ändern, erklären die Experten von Wüest & Partner in der Frühlingsausgabe des «Immo-Monitoring» 2015. Denn obwohl die Nachfrage gerade an begehrten, meist zentrumsnahen Lagen unverändert stark sei, lägen die geforderten Preise für einen Grossteil der Nachfrager zu hoch.

Eigentumswohnungen: Trotz leichtem Anstieg soll die Preisdynamik 2015 weiter abnehmen

Das Segment der Eigentumswohnungen befindet sich laut den Experten insgesamt auf einem stabilen Fundament. Dies würden zwei Fakten belegen: Zum einen hätten die Angebotspreise im vergangenen Jahr nochmals um 2.1% zugelegt. Zum anderen blieben die mittleren Insertionsdauern konstant; so hätten sie sich Ende 2014 über alle Preisklassen hinweg sogar leicht reduziert und betrügen zurzeit im Schnitt gut 70 Tage. Bis Ende 2015 rechnen die Experten noch mit einem Preisanstieg von 0.2%. Im laufenden Jahr soll die Preisdynamik aber weiter abnehmen.

Einfamilienhäuser: Die Preise variieren je nach Region stark

Im Segment der Einfamilienhäuser hat sich das Preiswachstum – über die ganze Schweiz betrachtet – jüngst spürbar verlangsamt. Nach über 10 Jahren mit Wachstumsraten von 3% bis 5% pro Jahr erreichten die Angebotspreise 2014 nur noch ein Plus von 0.8%. Das vielerorts hohe Preisniveau dämpfe die Nachfrage immer stärker, so die Experten.

Die regionale Marktsituation präsentiert sich allerdings unterschiedlich: Während die Angebotspreise am Genfersee innert Jahresfrist um 4.5% schwächer tendierten, wurden in der Ost- und Innerschweiz 2014 Anstiege von 3.0% bzw. von 2.6% registriert. Für 2015 rechnen die Experten mit einem mittleren Preiswachstum von 0.5%.

Büroflächen: Mietpreise dürften 2015 weiter sinken

Die teuerungsbereinigten Büromietpreise bewegen sich heute auf demselben Niveau wie vor einer Dekade. Dies liege einerseits an der hohen Neubautätigkeit der vergangenen Jahre, welche die zusätzliche Nachfrage übertroffen habe, so die Experten. Andererseits sei die Wertschöpfungskraft der Beschäftigten und damit die Zahlungsbereitschaft der Unternehmen in dieser Zeit nur marginal gestiegen. Der Büroflächenmarkt befinde sich somit weiterhin in einem anspruchsvollen Umfeld. Für einen Lichtstreifen am Horizont sorge das abnehmende Volumen der Baubewilligungen. Mittelfristig werde sich das Angebot an neu erstellen Büroflächen so reduzieren. Dennoch rechnet Wüest & Partner vorerst mit sinkenden Mieten beim ausgeschriebenen Angebot; der Prognosewert für 2015 liegt bei -2%.

Verkaufsflächen: Mietpreise kommen 2015 noch mehr unter Druck

Durch den starken Franken verglichen zum Euro hat die Attraktivität des Euroraums als Einkaufs- und Feriendestination nach Ansicht der Experten weiter zugenommen. Das bleibe nicht ohne Auswirkungen auf die Verkaufsflächen. Vieles deute darauf hin, dass sich der inländische Privatkonsum abschwächen werde. Für die Mieten von angebotenen Verkaufsflächen rechnen sie deshalb für 2015 mit einem Preisrückgang von 2.3%.

Regulatorische Veränderungen hinterlassen Spuren am Immobilienmarkt

In Anbetracht der neuen Ausgangslage für die Wirtschaft nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Euro-Franken-Untergrenze aufzugeben, würden die anstehenden regulatorischen Veränderungen für den Immobilienmarkt fast in Vergessenheit geraten, warnen die Experten. So sei davon auszugehen, dass die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative, die Rückkehr zur Kontingentierung der Zuwanderung sowie die kantonalen Anpassungen im Zuge der Revision des Raumplanungsgesetzes ihre Spuren am Immobilienmarkt hinterlassen würden, wenn auch grösstenteils erst nach 2015.

Bauwirtschaft: Rückgang der Investitionen führt zu Entschleunigung

Nach einem lang anhaltenden Boom zeichnet sich laut den Experten nun eine Wachstumsdelle ab. Aufgrund des abnehmenden Volumens der Baubewilligungen rechnen sie im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Hochbauinvestitionen um 2.8%. Sie hoffen, dass das Niveau der Bautätigkeit trotz einer merklichen Entschleunigung vergleichsweise hoch bleibe. Bauprojekte könnten sich aber aufgrund wirtschaftlicher Turbulenzen zeitlich verschieben oder müssten gar aufgegeben werden.

Anzeige
 
Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.