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Der Bund reduziert die Konjunkturprognose für das laufende Jahr

Dienstag, 21.03.2017

Die Expertengruppe des Bundes korrigiert ihre Wachstumsprognose für 2017 von 1.8% auf 1.6% und belässt sie für 2018 unverändert bei 1.9%. Zum Wachstum beitragen soll dann insbesondere die inländische Nachfrage.

Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft fiel in der zweiten Jahreshälfte 2016 enttäuschend schwach aus. Die Vorlaufindikatoren zeigen im Frühjahr 2017 nun aber deutlich nach oben, und von der Weltwirtschaft kommen positive Signale. Die Expertengruppe des Bundes erwartet daher eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr. Für 2017 korrigiert sie die erwartete Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP) jedoch auf +1.6% (bisher: +1.8%) und für 2018 belässt sie die Prognose bei +1.9%, gestützt insbesondere durch die inländische Nachfrage, wie die Experten erklären. Von der wirtschaftlichen Erholung dürfte auch der Arbeitsmarkt profitieren. Die Expertengruppe prognostiziert wie bisher, dass die Arbeitslosenquote 2017 auf 3.2% und 2018 auf 3.1% zurückgehen wird.

Weltwirtschaft dürft 2017 und 2018 moderat expandieren

Der Gang der Weltwirtschaft hat sich gegen das Jahresende 2016 etwas beschleunigt. Die Weltindustrieproduktion und der Welthandel haben an Dynamik gewonnen, und weltweite Stimmungsindikatoren, darunter etwa der globale Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie, deuten auf einen positiven Jahresauftakt 2017 hin.

US-Wirtschaft dürfte stärker wachsen als 2016

In den USA fiel das Wirtschaftswachstum im 4. Quartal 2016 mit +0.5% zum Vorquartal solide aus. Auch im Frühjahr 2017 signalisieren die Arbeitsmarktdaten und Vorlaufindikatoren einen robusten Zustand der Konjunktur. Die US-Wirtschaft dürfte über den gesamten Prognosehorizont etwas stärker wachsen als 2016.

Konjunktureller Aufschwung in der Eurozone scheint gefestigt

In der Eurozone wurde das Wachstumstempo des Vorquartals mit +0.4% beibehalten. Der konjunkturelle Aufschwung scheint insgesamt gefestigt. Zwischen den Mitgliedsstaaten bleibt eine gewisse Heterogenität bestehen. Die Unterschiede in der Wachstumsdynamik einzelner Länder haben aber abgenommen. Die Expertengruppe geht für die Eurozone deshalb von einer Fortsetzung des moderaten Wachstums aus.

In Japan wuchs die Wirtschaft erneut über ihrem Potential. Diese Entwicklung dürfte sich 2017 und 2018 tendenziell wieder normalisieren.

Erwartung einer sanften Landung in China scheint sich zu bestätigen

Das BIP Chinas behielt im 4. Quartal 2016 die Dynamik der Vorquartale im Wesentlichen bei. Die Wirtschaft expandierte gegenüber dem Vorjahresquartal um 6.8%. Die Erwartung einer sanften Landung scheint sich zu bestätigen und dürfte sich 2017 und 2018 fortsetzen. Aufgrund der Konjunkturaufhellung in Russland sind die Aussichten für die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) insgesamt ebenfalls ermutigend.

Insgesamt ist die internationale Entwicklung mit den bisherigen Erwartungen der Expertengruppe in Einklang. Für das laufende und das kommende Jahr ist weiterhin mit einer Fortsetzung der moderaten Expansion der Weltwirtschaft zu rechnen mit positiven Impulsen für den Schweizer Aussenhandel.

Schweizer Wirtschaft dürfte sich „in naher Zukunft“ beschleunigen

Das Wirtschaftswachstum der Schweiz blieb nach einer dynamischen ersten Jahreshälfte 2016 in den letzten zwei Quartalen mit je +0.1% Wachstum zum Vorquartal hinter den Erwartungen zurück. Im 4. Quartal drückte insbesondere der Industriesektor das Wachstum. Die Erholung der Schweizer Wirtschaft nach dem Frankenschock Anfang 2015 hat damit vorläufig an Dynamik eingebüsst.

Die aktuellsten Daten deuten allerdings auf eine Wachstumsbeschleunigung in naher Zukunft hin. So entwickelten sich die Warenexporte im Januar 2017 überaus positiv. Dies insbesondere bei den Chemie- und Pharmaprodukten, jenem Industriezweig, der im Schlussquartal 2016 besonders negativ überrascht hatte. Auch die Stimmungsindikatoren haben sich zuletzt weiter aufgehellt.

Wachstumsprognose für 2017 liegt bei 1.6%

Für das gesamte Jahr 2017 erwartet die Expertengruppe des Bundes ein BIP-Wachstum von 1.6%. Gegenüber der letzten Prognose (+1.8% für 2017) entspricht dies einer leichten, technischen Korrektur nach unten, die sich aus dem schwunglosen Jahresende 2016 ergibt (Basiseffekt), so das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.

Trotzdem gehen die Experten für die kommenden Quartale von einer klaren Wachstumsbeschleunigung aus, welche die schwache Dynamik am Jahreswechsel 2016/2017 weitgehend wettmachen soll. Im Jahr 2018 dürfte das BIP-Wachstum, wie bisher prognostiziert, bei 1.9% liegen. Damit würde sich die Erholung der Schweizer Wirtschaft in einem soliden jedoch nicht ausserordentlich starken Tempo fortsetzen.

Inlandnachfrage soll massgebliche Wachstumsimpulse liefern

In beiden Prognosejahren dürfte die Inlandnachfrage massgebliche Wachstumsimpulse liefern. Nach einem durchwachsenen 2016 sollte sich der private Konsum vor dem Hintergrund einer Erholung des Arbeitsmarktes und eines anhaltenden Bevölkerungswachstums festigen. Angesichts noch voller Auftragsbücher im Hochbaugewerbe und öffentlicher Grossbauprojekte sollten die Bauinvestitionen in den kommenden Quartalen ebenfalls an Dynamik gewinnen. Die gestiegene Zuversicht der Schweizer Unternehmen lässt zudem erwarten, dass die Ausrüstungsinvestitionen im Prognosezeitraum moderat expandieren werden.

Aussenhandel dürfte 2017 und 2018 moderat zulegen

Nach dem starken vergangenen Jahr beim Aussenhandel sollte 2017 und 2018 eine gewisse Normalisierung hin zu moderateren Wachstumsraten stattfinden, wie die Experten annehmen. Der Aussenhandel dürfte in beiden Prognosejahren positiv zum BIP-Wachstum beitragen. Die freundlichen Aussichten für die Weltwirtschaft strahlen auch auf die Schweizer Exporte aus. Vorausgesetzt, der Schweizer Franken erfährt keine weitere starke Aufwertung, könnte das Exportwachstum breiter abgestützt sein als im vergangenen Jahr. Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie etwa gibt sich zuversichtlich und könnte von den anziehenden Wachstumsraten in den Exportmärkten profitieren.

Am Arbeitsmarkt scheint sich eine Trendwende zu vollziehen

Am Arbeitsmarkt scheint sich die Trendwende nach der Konjunkturabschwächung von 2015 allmählich zu vollziehen. Die Anzahl registrierter Arbeitsloser ist saison- und zufallsbereinigt bereits seit September 2016 leicht rückläufig. Zudem weisen Stimmungsindikatoren zum Arbeitsmarkt auf eine gestiegene Zuversicht hin.

Im Zuge der konjunkturellen Erholung erwartet die Expertengruppe daher eine Belebung des Arbeitsmarktes. Die Arbeitslosenquote sollte graduell auf 3.2% im Jahresmittel 2017 und schliesslich auf 3.1% im Jahresmittel 2018 zurückgehen. Gleichzeitig dürfte sich der Beschäftigungszuwachs, nach einer schwachen Entwicklung im vergangenen Jahr, auf 0.4% respektive 0.6% in den Jahren 2017 und 2018 beschleunigen.

Teuerungsraten dürften ansteigen

Unter anderem aufgrund der international deutlich angestiegenen Erdölpreise werden im Prognosezeitraum auch für die Schweiz wieder positive Teuerungsraten erwartet. Im Jahresdurchschnitt 2017 sollte die Teuerung bei +0.5% zu liegen kommen, 2018 bei 0.3%.

Politische Unsicherheit birgt Konjunkturrisiken

Die grössten Risiken für die internationale Wirtschaftsentwicklung gehen von der politischen Unsicherheit aus. Insbesondere die Ausrichtung der US-amerikanischen Wirtschafts- und Handelspolitik ist bislang noch unklar. Von allfälligen protektionistischen Massnahmen wären exportorientierte Länder stark betroffen. Andererseits könnte das BIP-Wachstum in den USA von fiskalpolitischen Impulsen profitieren; allerdings könnte sich die bereits eingeleitete geldpolitische Normalisierung wiederum bremsend auswirken. Der Netto-Effekt für die Schweizer Wirtschaft ist gemäss den Experten zum jetzigen Zeitpunkt kaum abzuschätzen.

Frankenaufwertung könnte Wirtschaftswachstum bedrohen

Auch die anstehenden Wahlen in Frankreich sowie latent bestehende Probleme des Bankensektors in Italien stellen internationale Risikofaktoren dar. Ferner bleiben die Modalitäten zur Umsetzung des Brexit-Entscheids unklar. Besonders betroffen wäre die Schweizer Wirtschaft, wenn aus diesen Unsicherheitsfaktoren ein weiterer Aufwertungsdruck auf den Franken entstünde. In einem solchen Szenario würden die positiven Effekte der weltweiten Konjunkturerholung auf den Schweizer Aussenhandel teilweise wohl wieder zunichte gemacht.

Weitere Abschwächung der Baukonjunktur könnte Wachstum hemmen

Ein wichtiges inländisches Risiko ist das Szenario einer weiteren Abschwächung der Baukonjunktur. Nach einem sechs Jahre andauernden Boom kam das Baugewerbe 2015 in eine Konsolidierungsphase, die bis Ende 2016 angehalten hat. Angesichts der bereits steigenden Leerwohnungsziffern und der sich abschwächenden Netto-Migration sowie aufgrund der Erwartung eines ansteigenden Zinsniveaus im Prognosezeitraum könnte dieser Wirtschaftssektor weiter in Mitleidenschaft gezogen werden.

Über die Wirtschaftsprognosen des SECO

Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes publiziert viermal pro Jahr eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz. Vertiefte Informationen zur aktuellen Konjunkturlage finden sich in der vierteljährlichen Publikation «Konjunkturtendenzen», die online (www.seco.admin.ch/konjunkturtendenzen) sowie in gedruckter Form als Beilage der Zeitschrift «Die Volkswirtschaft» (www.dievolkswirtschaft.ch) erscheint.

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