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Dem Schweizer Bankensektor stehen wachstumsärmere Jahre bevor

Montag, 22.07.2013

Der Schweizer Bankenplatz leidet unter neuen Regulierungsvorschriften, sinkenden Margen und dem internationalen Wettbewerb. Die Neuausrichtung wirkt sich kurzfristig negativ aus. Langfristig soll die Wettbewerbsfähigkeit aber wieder steigen.

Im Schweizer Bankensektor findet bereits seit einigen Jahren ein erheblicher Umstrukturierungsprozess statt. Schlagworte dazu liefern Basel III, Too-Big-To-Fail, Liquiditätsvorschriften, FIDELG, MIFID II, Retrozessionen, Steuerstreit, Weissgeldstrategie, Abgeltungssteuer, Sorgfaltspflichten, FATCA, AIA, Lex USA bzw. Plan B oder die Unternehmenssteuerreform III. Diese Neuausrichtung wirkt sich vorderhand negativ auf die Wertschöpfung und die Zahl der Beschäftigten aus, wie BAKBASEL in einer Mitteilung schreibt. Mittel- bis langfristig rechnen die Forscher jedoch damit, dass die Konsolidierung zu einer erhöhten Produktivität führen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken wird.

Kursgewinne basieren grösstenteils auf der Liquiditätsflut der Notenbanken

Das Bankengewerbe habe sich vergangenes Jahr unter anderem wegen der nur schwachen Investitionstätigkeit und der schrumpfenden Börsenaktivität «im Kriechgang» bewegt (+0.2%), wie BAKBASEL erklärt. Die Börsenumsätze seien auch im bisherigen Jahresverlauf trotz fulminanter Börsenentwicklung im ersten Quartal 2013 auf tiefem Niveau geblieben. Kursgewinne seien zu einem grossen Teil der Liquiditätsflut der Notenbanken zuzuschreiben, so dass die Banken nur wenig von steigenden Kommissionseinnahmen profitieren könnten. Die Reaktion an den Börsen auf ein mögliches Auslaufen der expansiven Geldpolitik habe deutlich gezeigt, dass die Nervosität an den Finanzmärkten nach wie vor gross sei.

Veränderung des regulatorischen Umfelds lässt Kosten steigen

Aufgrund der Veränderung des regulatorischen Umfelds stünden die Banken auch weiterhin unter Druck: Verschärfte Vorschriften und Informationspflichten trieben die Kosten in die Höhe, während sinkende Margen sowie der steigende Wettbewerbsdruck die Banken zwingen würden umzustrukturieren. Dabei bestehe gerade im Vermögensverwaltungsgeschäft noch erhebliche Rechtsunsicherheit, was auf die politischen Spannungen in Steuerfragen zurückzuführen sei.

Banken profitieren vorerst kaum von konjunkturellen Aufhellungen

Von der Aufhellung konjunktureller Aussichten könne der Bankensektor 2013 und 2014 kaum profitieren. Dennoch könne die Bankenbranche nach zweijähriger Stagnation auf einen Wachstumspfad zurückfinden (2013: +1.0%; 2014: +1.1%), ist BAKBASEL überzeugt.

Personalaufwand ist überproportional gestiegen

Mit dem Strukturwandel der Branche würden Anpassungen vorgenommen, die längst überfällig seien, so BAKBASEL weiter. Denn die Dekade 2000-2010, die vom Platzen der dot-com Blase über den Aufbau der globalen Finanzblase bis zum Einbruch in die jüngste Finanzkrise gereicht habe, sei von einer wenig nachhaltigen Entwicklung geprägt gewesen. Der Schweizer Bankenplatz habe auf die ganze Periode betrachtet einen deutlichen  Wertschöpfungseinbruch erlitten.

Während die Gesamtwirtschaft in diesem Zeitraum jährlich um durchschnittlich 1.7% expandiert habe, sei die Wertschöpfung der Banken um jährlich durchschnittlich 1% zurückgegangen. Gleichzeitig habe der Bankensektor die Zahl der Mitarbeitenden um 1,5% pro Jahr aufgebläht. Bei gleichzeitig sinkender Wertschöpfung hätten sie so jährlich etwa 2.8% ihrer Stundenproduktivität eingebüsst.

Als Folge davon sei der Anteil des Personalaufwands am Gesamtertrag von rund einem Drittel in den 90er Jahren auf rund die Hälfte Ende der ersten Dekade des neuen Jahrtausends angestiegen.

«Fitness-Programm» kommt 2013 in Gang

Eine Korrektur dieser Entwicklung ist laut BAKBASEL alternativlos. Die Finanzkrise und die darauf folgende Regulierungsflut hätten den Druck noch erhöht. Das zwinge die Banken, sich einem «Fitness-Programm» zu unterziehen mit dem Ziel, Effizienz und Produktivität nachhaltig zu steigern.

Die Zahl der Beschäftigten im Bankensektor sei bisher allerdings noch weiter angestiegen. So seien im 1. Quartal 2013 mehr Personen bei den Banken beschäftigt gewesen als auf dem Höhepunkt der Finanzblase im Jahr 2007.

Zahl der Beschäftigen wird deutlich sinken

Das soll nun ändern. Laut BAKBASEL kommt das «Fitness-Programm» 2013 voll in Gang und führt zunächst zu einem deutlichen Rückgang der Beschäftigung um 2.5%.

Bankensektor wird weniger stark expandieren

Der Beschäftigungsabbau soll auch 2014 weiter anhalten (-1.1%). Gemäss BAKBASEL wird die Umstrukturierung noch einige Zeit in Anspruch nehmen und neben dem Beschäftigungsrückgang auch das Wertschöpfungswachstum der Branche bremsen. Damit werde der Bankensektor für einige Zeit weniger rasch expandieren als die Gesamtwirtschaft und der übrige Finanzsektor.

Wachstumsraten werden kleiner sein als zuvor

BAKBASEL ist aber der Auffassung, dass die Bankenbranche längerfristig von den Früchten der aktuellen Strukturanpassungen profitieren werde. Sie soll bis zum Ende der aktuellen Dekade wieder mit der Entwicklung der Gesamtwirtschaft Schritt halten können. Vielleicht kehre die Branche sogar wieder auf einen leicht überdurchschnittlichen Wachstumspfad zurück, doch würden die Wachstumsraten aller Voraussicht nach nicht mehr an jene von vor der Krise und von der Zeit in den neunziger Jahren anknüpfen können.

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