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Das weltweite Versicherungsgeschäft könnte 2016 leicht zurückgehen

Mittwoch, 29.06.2016

Lebensversicherer dürften 2016 in den entwickelten Ländern etwas zulegen. In den Schwellenländern könnte das Geschäft indes abflauen. Auch das Wachstum im Nichtlebensektor dürfte sich insbesondere in den entwickelten Märkten abschwächen.

Die weltweiten Versicherungsprämien legten 2015 bei regional unterschiedlichen Wachstumsraten um real 3.8% zu. Die Gesamtentwicklung der gebuchten Erstversicherungsprämien war nach einem Anstieg im Jahr 2014 um 3.5% somit stabil. Dies trotz des moderaten weltweiten Wirtschaftswachstums von 2.5%, wie aus der neuesten sigma-Studie von Swiss Re hervorgeht. 

Der Lebensektor verzeichnete 2015 einen leichten Wachstumsrückgang auf 4.0%, verglichen mit 4.3% im Vorjahr. Swiss Re führt dies insbesondere auf die schwächere Entwicklung in den entwickelten Märkten zurück. Im Nichtlebengeschäft führten ein starkes Wachstum in den entwickelten Märkten Asiens und Verbesserungen in Nordamerika und Westeuropa zu einem Anstieg des weltweiten Prämienvolumens um 3.6% (2014: 2.4%).

Während die Entwicklung real betrachtet gut ausfiel, ging das Prämienvolumen in US-Dollar 2015 um 4.2% zurück. Dies könnte als Anzeichen einer Schwäche des Versicherungssektors gewertet werden. Gemäss Swiss Re ist es jedoch nur auf weit verbreitete Währungsabwertungen gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen.

Prämienwachstum im Lebensektor der entwickelten Länder ist schwach

In den entwickelten Märkten verlangsamte sich das Gesamtprämienwachstum im Lebensektor von 3.8% im Vorjahr auf real 2.5% im Jahr 2015. Nordamerika kehrte nach zwei Jahren rückläufiger Entwicklung zu einem positiven Wachstum zurück. Das Prämienwachstum war auch stärker in den entwickelten Märkten Asiens, allen voran Japan und Korea. In Westeuropa kam es jedoch zu einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums von 5.8% im Jahr 2014 auf 1.3%. In den Schwellenländern verdoppelte sich das Prämienwachstum im Lebensektor auf beinahe 12%, was durch die starke Entwicklung in den asiatischen Schwellenländern, insbesondere in China, unterstützt wurde. Das Wachstum verbesserte sich zudem in Lateinamerika, war aber langsamer im Nahen Osten und in Zentralasien sowie in Afrika. In Mittel- und Osteuropa waren die Prämien rückläufig.

In der Nichtlebenversicherung waren entwickelte Märkte die Treiber

Die entwickelten Märkte Asiens verzeichneten bei den Nichtlebenversicherungen das höchste Wachstum (+4.1%), und auch Nordamerika legte deutlich zu (+3.2%). In Westeuropa fiel das Wachstum moderater aus (+1.5%), verzeichnete aber eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu früheren Jahren der Stagnation. Die Schwellenländer konnten ihr solides Prämienwachstum fortsetzen (+7.8%), das in erster Linie durch China angekurbelt wurde.

Niedrige Zinsen wirken sich negativ auf die Profitabilität aus

Die Zinsen blieben 2015 in den entwickelten Ländern äusserst niedrig, was die Profitabilität im Lebensektor und in geringerem Masse auch im Nichtlebensektor unter Druck setzte. Im Lebengeschäft wirkte sich auch das moderate Prämienwachstum in vielen Märkten auf die Gewinne aus. Im Nichtlebensektor waren sowohl die versicherungstechnischen als auch die anlagebedingten Ergebnisse schwächer als 2014. Das versicherungstechnische Ergebnis wurde durch geringere Rückstellungsauflösungen beeinflusst, und die anlagebedingten Ergebnisse litten unter den niedrigen Zinsen.

Versicherer versuchen Kapitalmanagement, Kosten und Anlagerenditen zu optimieren

«Die Zinsen und das makroökonomische und finanzielle Marktumfeld bestimmen weiterhin die Aussichten für die Versicherungsbranche», sagt Kurt Karl, Chefökonom bei Swiss Re. Angesichts der angespannten Profitabilität würden sich die Lebensversicherer weiter auf die Verbesserung des Kapitalmanagements, auf Kostensenkungen und auf die Steigerung der Anlagerenditen konzentrieren. Auch im Nichtlebensektor bleibt die Profitabilität angesichts der nach wie vor niedrigen Anlagerenditen und nachgebenden Preise angespannt.

Kapitalisierung ist nach wie vor gut

Dennoch bleibt die Versicherungsbranche insgesamt gut kapitalisiert, wodurch die Versicherer besser gegen turbulente Wirtschafts- oder Marktphasen gewappnet sind. Der Lebensektor war Ende 2015 besser kapitalisiert als 2014, was auf die soliden Ergebnisse in China, aber auch auf die Auswirkungen sinkender Zinssätze zurückzuführen ist, die eine höhere Bewertung für festverzinsliche und derivative Anlageinstrumente zur Folge hatten.

Die Solvabilität im Nichtlebensektor erreichte 2015 mit 130% ein Rekordhoch. Die Kapitalisierung bleibt voraussichtlich stark, doch die Unterstützung durch höhere nicht realisierte Gewinne aufgrund der gegenwärtigen Niedrigzinsphase wird enden, sobald die Zinssätze vor allem in den USA und in Grossbritannien wieder steigen.

Wachstum der Lebensversicherungsprämien in den entwickelten Ländern verbessert sich

Das Wachstum der Lebensversicherungsprämien wird 2016 in den entwickelten Ländern voraussichtlich leicht zulegen, wohingegen es in den Schwellenländern zu einer Verlangsamung kommen dürfte. Die leichte Verbesserung in den entwickelten Märkten basiert auf einer erwarteten Erholung in Ozeanien und einer geringfügigen Verbesserung in Westeuropa. In den Schwellenländern spiegelt das Wachstumstempo die anhaltend starke Entwicklung in Asien wider. Das Prämienwachstum in China dürfte leicht zurückgehen, jedoch stark bleiben.

Aussichten für den Nichtlebensektor sind gemischt

Das Wachstum des weltweiten Nichtlebensektors wird sich aufgrund der moderaten Wirtschaftsleistung und der nachgebenden Preise insbesondere in den entwickelten Märkten voraussichtlich abschwächen. Die Aussichten für die Schwellenländer sind gemischt. Das Prämienwachstum im Nichtlebensektor der asiatischen Schwellenländer wird wahrscheinlich stark ausfallen, vor allem durch die Entwicklung Chinas. In anderen Schwellenregionen dürften die Prämien dagegen langsamer wachsen oder sogar zurückgehen.

Verlangsamung des Welthandels wirkt sich auf das Wachstum der Versicherungsprämien aus

Seit der Finanzkrise bewegt sich die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der weltweiten Versicherungsprämien unter dem Vorkrisenniveau. Der Trend reflektiert ein langsameres Wirtschaftswachstum sowie eine Verlangsamung beim Wachstum des weltweiten Handelsvolumens. Der Welthandel nahm zwischen Anfang der 1990er- Jahre und Mitte der 2000er-Jahre etwa doppelt so schnell zu wie das weltweite Bruttoinlandprodukt (BIP), in den letzten Jahren jedoch nur noch etwa gleich schnell wie das BIP.

Welthandel verlangsamt sich und beeinflusst das Versicherungsgeschäft

Die Verlangsamung des Handels ist teilweise konjunkturell bedingt. Der Handel sollte sich erholen, sobald sich die Wirtschaftsleistung wieder verbessert. Allerdings spiegelt die Verlangsamung auch tiefer greifende, strukturelle Faktoren wider. Beispiele dafür sind Grenzen im Ausbau globaler Wertschöpfungsketten, Protektionismus und die Umstellung der chinesischen Wirtschaft von export- und investitionsgetriebenem Wachstum auf einen zunehmenden Fokus auf inländische Dienstleistungen und Binnenkonsum.

Die Verlangsamung des Handels wirkt sich auf das Wachstum der Weltwirtschaft auf, was sich wiederum auf das Prämienwachstum auswirkt. Angesichts der fortbestehenden strukturellen Gründe für die Handelsverlangsamung wird eine anhaltende Verlangsamung des Welthandels möglicherweise zu geringerem Wachstum vor allem in der Transport- und Kreditversicherung führen.

Über Swiss Re

Die Swiss Re Gruppe ist ein führender Wholesale-Anbieter von Rückversicherung, Versicherung und anderen versicherungsbasierten Formen des Risikotransfers. Die von Swiss Re direkt oder über Broker betreuten internationalen Kunden sind Versicherungsgesellschaften, mittlere bis grosse Unternehmen und Kunden des öffentlichen Sektors.

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