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Das globale Brutto-Vermögen erzielte 2013 ein neues Rekordniveau

Mittwoch, 24.09.2014

Herr und Frau Schweizer führen die globale Rangliste der Vermögendsten weiterhin an. Gleichzeitig weisen sie die höchste private Verschuldung auf. Das Privatvermögen in der Schweiz stagniert zudem im internationalen Vergleich.

Die Allianz hat heute die fünfte Ausgabe ihres «Global Wealth Reports» vorgestellt, der die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert. Danach erzielte das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2013 eine Zuwachsrate von 9,9% und damit das höchste Wachstum seit 2003. Rund um den Globus summierte sich das Finanzvermögen auf ein neues Rekordniveau von 118 Billionen Euro.

Gute Aktienmarktentwicklung liess Vermögen anwachsen

Haupttriebfeder des Wachstums war die ausgezeichnete Entwicklung der Aktienmärkte in Japan, den USA und in Europa: Das in Form von Wertpapieren gehaltene Vermögen erzielte ein Plus von 16,5% – sogar mehr als in den Jahren unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise. Die Allianz führt dies indes nicht auf die „wiederentdeckte Liebe“ der Sparer für Aktien zurück. Denn nur in den USA sei frisches Geld in nennenswerter Höhe in Aktien oder andere Wertpapiere geflossen. Insbesondere in Europa hätten die Anleger Geld abgezogen.

Vermögensentwicklung in der Schweiz ist unterdurchschnittlich

Mit rund 204 000 Euro verfügen die Schweizer absolut betrachtet immer noch über das höchste Brutto-Geldvermögen pro Kopf weltweit. Neben der Schweiz zählen vier weitere europäische Länder zu den Top 10 weltweit: Belgien, die Niederlande, Schweden und Grossbritannien.

In der Schweiz wuchs das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr um 5,3% an – marginal schneller als im europäischen Durchschnitt. Seit 2007, dem letzten Vorkrisenjahr, summierte sich der Zuwachs auf 10,6%, was aber deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 15,1% liegt. Betrachtet man einen noch längeren Zeithorizont, lässt sich für die Entwicklung des Privatvermögens eine im europäischen Kontext nur sehr magere Bilanz ziehen: Seit Ende 2000 stieg das Brutto-Geldvermögen der schweizerischen Haushalte um durchschnittlich 2,3% pro Jahr an, während sich die regionale Zuwachsrate im Mittel auf 3,5% belief.

Noch langsamer als in der Schweiz entwickelte sich der Vermögensbestand lediglich in Italien und im krisengebeutelten Griechenland. Pro Kopf reduziert sich die mittlere jährliche Wachstumsrate sogar auf 1,3% – nach Abzug der durchschnittlichen Inflationsrate von 0,6% ist in der Schweiz nahezu eine Stagnation zu konstatieren. Selbst die Japaner schnitten in diesem Zeitraum besser ab. Die Allianz erklärt diese Entwicklung mit den Auswirkungen der Niedrigzinsen auf die Sparer.

Private Schuldenlast ist in der Schweiz am höchsten

Die Vermögenssituation der schweizerischen Privathaushalte zeichnet sich aber nicht nur durch hohe Ersparnisse aus, sondern auch durch eine hohe Verschuldung. In keinem anderen Land ist die private Schuldenlast pro Kopf grösser als in der Schweiz; hier entfallen auf jeden Einwohner durchschnittlich 75 490 Euro. Das Wachstum der privaten Verbindlichkeiten ist im letzten Jahr allerding auf 1,5% zurückgegangen. Die Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent der Wirtschaftsleistung) verharrte bei 124%, was ebenfalls ein Spitzenwert ist.

Wird die Verschuldung in Relation zum Brutto-Geldvermögen gesetzt, relativiert sich die Schuldenlast allerdings ein wenig: Die für die Schweiz errechnete Quote beträgt 34%, was exakt dem europäischen Mittelwert entspricht.

Globales Netto-Geldvermögen legte 2013 zweistellig zu

Für das globale Netto-Geldvermögen (Brutto-Geldvermögen abzüglich Verbindlichkeiten) ergab sich für 2013 insgesamt ein Plus von 12,4%. In der Rangliste der reichsten Länder kam es vor allem zu wechselkursbedingten Verschiebungen, wie etwa Japans Abstieg um zwei Plätze.

Trotz der im europäischen Vergleich schwachen langfristigen Vermögensentwicklung liegt die Schweiz mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen pro Kopf von 146.540 Euro sowie in deutlichem Abstand zu den USA an der Spitze.

In den meisten Ländern ist die Vermögensverteilung stabil

In diesem Jahr nimmt die Allianz auch erstmals die Entwicklung der innerstaatlichen Vermögensverteilung mit Hilfe einer "Vermögensmatrix" näher unter die Lupe. Die Ergebnisse entsprechen nicht unbedingt dem Bild einer stark zunehmenden Ungleichheit.

Tatsächlich gibt es unter den betrachteten Ländern mehr Länder, in denen sich die Vermögensverteilung in der letzten Dekade kaum verändert oder sogar verbessert hat, vor allem unter den aufstrebenden Volkswirtschaften und hier insbesondere in Lateinamerika.

In einigen grossen Ländern wie Indien und Russland ist allerdings eine gegensätzliche Entwicklung zu beobachten – wie auch in den entwickelten Ländern: Hier hat sich die Vermögensverteilung in der Mehrzahl der betrachteten Länder eher verschlechtert, d.h. der Vermögensanteil der reichsten zehn Prozent ist noch einmal gestiegen. Diese Entwicklung ist nirgendwo markanter als in den USA.

Ungleichheit in der Schweiz nimmt zu

Doch auch die Schweiz und einige andere europäische Länder (Frankreich, Irland und Italien) mussten eine signifikante Zunahme der Ungleichheit hinnehmen. Ein krisenbedingt eher schwaches Vermögenswachstum scheint vor allem die kleinen und mittleren Vermögen in Mitleidenschaft zu ziehen. Die politischen Implikationen sind klar: Wer für eine homogenere Verteilung der Vermögen eintritt, sollte nicht darauf zielen, durch Steuern und Abgaben das Wachstum der Vermögen zu begrenzen, sondern vielmehr alles daran setzen, die Vermögensentwicklung insgesamt zu fördern. «Wachstum ist die beste Medizin für soziale Gerechtigkeit», so Chefökonom Michael Heise von der Allianz Gruppe.

Globale Mittelschicht entwickelt sich dynamisch

Die Untersuchung nach globalen Vermögensklassen bekräftigt dieses heterogene Bild. 2013 lebten insgesamt 912 Millionen Menschen mit mittlerem Netto-Geldvermögen in den von der Allianz untersuchten Ländern. Die Dynamik, mit der sich die globale Mittelschicht entwickelt, wird dabei vor allem über einen längeren Zeitraum hinweg deutlich: Seit Jahrtausendbeginn hat sich die Bevölkerung, die im globalen Massstab über ein mittleres Vermögen verfügt, in Lateinamerika verdoppelt, in Osteuropa beinahe verdreifacht und in Asien sogar versiebenfacht. 

Globale Vermögensoberschicht ist geschrumpft

Aber das rapide Wachstum der Mittelschicht ist nicht für alle eine Erfolgsgeschichte. Gerade in den Ländern, in denen die Verschuldung in den letzten Jahren enorm angestiegen ist, und deren Geldvermögen in der Krise gelitten hat, gibt es heute weniger Menschen mit hohem Vermögen als noch zu Beginn des Jahrtausends. Insgesamt ist die "Vermögensoberschicht" in den letzten Jahren um gut 65 Millionen Menschen geschrumpft. Die stärksten absoluten Verschiebungen in diese Richtung mussten dabei die USA, Japan, Frankreich und Italien verzeichnen – alles Länder, in denen auch die innerstaatliche Vermögensverteilung signifikant "ungleicher" geworden ist.

Die Zahl der Mitglieder der unteren Vermögensklasse (durchschnittliches Netto-Geldvermögen pro Kopf von weniger als 5.300 Euro) ist mit rund 3,5 Milliarden Menschen in den letzten Jahren relativ konstant geblieben.

Immer mehr Menschen partizipieren am weltweiten Wohlstand

Dies ist allerdings insbesondere eine Folge des hohen Bevölkerungswachstums. Wird die Entwicklung um diesen natürlichen Anstieg "bereinigt", wird deutlich, welch immense Aufstiegsgeschichte sich hinter diesen Zahlen verbirgt: Nahezu einer halben Milliarde Menschen ist es in den vergangenen 13 Jahren gelungen, in die globale Vermögensmittelklasse aufzusteigen. Mehr als alles andere unterstreicht diese Zahl, dass im globalen Massstab immer mehr Menschen am weltweiten Wohlstand partizipieren können.

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